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Welfen

Die Welfen sind ein ursprünglich fränkisches Adelsgeschlecht, das seit dem frühen 9. Jahrhundert belegt ist und sein Herrschaftsgebiet in karolingischer Zeit zwischen Maas und Mosel errichtete. Als sicherer Urahn der Dynastie gilt Welf, Graf im Schussengau, der 819 als Graf belegt ist und wahrscheinlich um 825 starb. Nach Fleckenstein ("Über die Herkunft der Welfen"; 1957) zählt ein Ruthard der Ältere, Graf in Alemannien (+756) wohl zu den Vorfahren der Welfen. Gesicherte genealogische Zusammenhänge hierfür liegen allerdings nicht vor.
Nach Spindler (Handbuch der bayerischen Geschichte, Band I. Das alte Bayern. Verlag C.H.Beck. 1981) entstammen die Welfen der karolingischen Reichsaristokratie des Maas-Saar-Mosel-Raumes und gehen auf Ruthard zurück, einem der fränkischen Regierungskommissare, die nach der Vernichtung des alemannischen Adels im Blutbad von Canstatt (746) im Auftrage der Karolinger die politisch-herrschaftliche Neuordnung des unterworfenen Stammesherzogtums übertragen erhielten. In Süddeutschland gab es drei große Besitzkomplexe der Welfen:
1. der Schussengau und der nördliche Argengau mit Ravensburg, Altdorf und der Familiengrablege im Kloster Weingarten, das der Welfe Heinrich "mit dem goldenen Wagen "gestiftet hatte.
2. die umfangreichen welfischen Besitzungen zwischen dem bayerischen und alemannischen Stammesherzogtum im Augst- und Ammergau, in denen die Welfenklöster Steingaden und Rottenbuch lagen,
3. ein vorwiegend bayerischer Herrschaftsbereich alpinen Fernbesitzes im Gau Norital (Oberinntal) und im Vintschgau.
In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts gewannen die westfränkischen Welfen entscheidenden Einfluss auf die Politik der karolingischen Könige. Beim endgültigen Zerfall des fränkischen Großreichs nach dem Untergang Karls III. (des Dicken) um 888, wurde der Vetter von Eticho, Rudolf I. (gest. um 912) aus der burgundischen Linie der Welfen, König von Hochburgund. Die burgundischen Welfen starben aber dann mit Rudolf III. 1032 aus. Die exakte Vater-Sohn-Folge der westfränkischen- (süddeutschen) Welfen, die Besitzgeschichte, mit Gütern und Rechten nördlich wie südlich der Alpen, der nunmehr alamannischen Familie lassen sich nach undeutlichen Anfängen unter Eticho, erst seit Rudolf II. (gest. 992) und Welf II. (gest.1030) sichern, also etwa seit der Jahrtausendwende.
(Lit.: vgl. Bernd Schneidmüller in Katalog zur Ausstellung: "Heinrich der Löwe", Braunschweig 1995. Aus:
www.welfen.de)
Die Sammelbezeichnung "Welfen" wurde für das Adelsgeschlecht erst im 12. Jahrhundert gebräuchlich.
Bei den Welfen wird zwischen den älteren Welfen und den jüngeren Welfen unterschieden. Die ältere Linie der Welfen, das alte Welfenhaus, zeigt eine Aufteilung in die
burgundische Linie der Welfen (nach ihrem Leitnamen auch Rudolfinger genannt) und in die schwäbische (süddeutsche) Linie der Welfen, die ihre Stammburg bei Weingarten (Altdorf) im Schussental hatte. Mit Welf III. erlosch die schwäbische Linie des alten Welfenhauses 1055 im Mannesstamm. Name und Besitz der Welfen gingen auf den Sohn seiner Schwester Cuniza (Welf IV.) über, die zuvor den italienischen Markgrafen Alberto Azzo II. von Este geheiratet hatte, der so zum Stammvater der jüngeren Welfen (Haus Welf-Este) wurde.
Welf IV., mit dem die  jüngere Linie der Welfen beginnt, wurde 1070 von König Heinrich IV. mit dem Herzogtum Bayern belehnt  (als Welf I. Herzog von Bayern). Das Herzogtum hatte er von 1070-1077 und von 1096-1101 inne. Das Herzogtum Bayern blieb danach bis 1138 und nach einer 18-jährigen Unterbrechung wieder von 1156-1180  in welfischer Hand:
Welf V. (1073-1120) als Welf II. Herzog von Bayern 1101-1120;
Heinrich der Schwarze (1075-1126) als Heinrich IX. Herzog von Bayern 1120-1126;
Heinrich der Stolze  (1102 oder 1108-1139) als Heinrich X. Herzog von Bayern 1126-1138;
Heinrich der Löwe (gestorben um 1195) als Heinrich XII. Herzog von Bayern 1156-1180
Das Herzogtum Sachsen wurde von 1137-1138 (Heinrich der Stolze) und von 1142-1180 (Heinrich der Löwe ) durch das Welfenhaus regiert.
1180 verhängt Kaiser Friedrich Barbarossa die Reichsacht über Heinrich den Löwen, wodurch dieser und damit die Welfen die Herzogtümer Sachsen und Bayern verlieren.
Den Welfen blieben die durch Heirat mit sächsischen Fürstentöchtern zuvor ererbten Allodialbesitze um Braunschweig und Lüneburg.
Ein letztes Aufflackern der welfischen Opposition zu den Staufern war die Wahl Ottos IV., Sohn Heinrichs des Löwen, 1198 zum Gegenkönig zu Philipp von Schwaben. Nach dessen Ermordung 1208 wurde Otto 1209 durch Papst Innozenz III. zum ersten und einzigen welfischen Kaiser des Heiligen Römischen Reichs gekrönt, schon kurz darauf aber wegen seines Versuchs, Sizilien ins Reich einzugliedern, unter Kirchenbann gestellt. 1214 unterlag Otto in der Schlacht bei Bouvines dem französischen König Philipp II. August und dem Staufer Friedrich II., der 1215 zum Gegenkönig gewählt wurde. Otto IV. starb 1218 auf der Harzburg. Der Staufer
 Friedrich II. wurde sein Nachfolger auf dem Kaiserthron.
1235 wurde auf dem
Mainzer Hoftag
durch englische Vermittlung der welfisch-staufische Streit beigelegt. Von Kaiser Friedrich II. erhielt Otto das Kind, Enkel Heinrichs des Löwen, 1235 das neu geschaffene erbliche Herzogtum Braunschweig-Lüneburg.  Die durch den Sturz Heinrichs des Löwen 1180 eingebüsste reichsfürstliche Stellung konnte so wiedergewonnen werden.

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